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Mehr Rente für Ex- Mitarbeiter der Stasi?
Bundespräsident besucht Bürgerbüro
Bundestag - Koalition nach wie vor gegen
"Ehrenpension für SED- Opfer"
"Die Täter von damals entscheiden wieder über ihre
Opfer"
Wie bereits zur Berliner Wahl (Gewinner siehe unter:
wahl.html),
können Leser auch diesmal Ihre Wahlprognose per Mail an
mailen.
Verlost werden drei Bücherpakete: 1. Preis 3 Bücher; 2. Preis 2 Bücher; 3.
Preis 1 Buch. Gewonnen und ausgewählt werden kann:
1. Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft
2. Hrsg. Uni München, Der Bolschewismus (Erstausgabe!)
3. Müller/ Stephan, Die Vergangenheit lässt uns nicht mehr los
4. Stefan Wolle, Die heile Welt der Diktatur
5. Hrsg. BfpB, Die Wende in der DDR
6. Hrsg. LSTU S/A, Die Steuerung der Justiz im SED-Staat
Der Rangfolge nach können die Gewinner die Bücher auswählen. Beteiligen
kann sich jeder Leser, der seine Wahlprognose zu:
CDU/ CSU
SPD
FDP
B90/ Die Grünen
PDS
Sonstige
abgibt. Alle eingehenden Mails bis zum 20.September werden berücksichtigt.
Anbei ein Verweis auf den sogenannten Wahlhelfer des FOCUS online.
Viel Glück!
Liebe Leser/innen der
Website Stasiopfer,
wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, das unsere amerikanischen Partner
seit dem 10.03. 2002 sämtlichen rechtlichen und inhaltlichen Dinge
übernommen haben. Die gesamte Website Stasiopfer ist bereits am 01.01.2002
vereinbarungsgemäß an unseren Partner übergeben worden. In den nächsten
Tagen werden einige Verbesserungen der Erreichbarkeit des Gesamtcontents
realisiert. Sollten kleine Verzögerungen im Websiteaufbau zwischenzeitlich
auftreten, bitten wir um Enschuldigung. Ende Sommer 2002 wird die Website
Stasiopfer relaunched. Umfangreichere Aktenauszüge, weitere
Datenbankabfragen zum MfS und vieles mehr erwarten dann die Leser. Es wird
weiterhin keine Werbung, keine Zugangsbeschränkung zum Content geben.
Wenn Sie Anregungen und Wünsche zur Umgestaltung haben oder thematische
Inhalte zur Verfügung stellen wollen, können Sie sich gerne an uns wenden -
wir vermitteln an den neuen Herausgeber- Partner in den USA.
Mehr Rente für Ex-
Mitarbeiter der Stasi?
BERLIN - Ehemalige Stasi-Mitarbeiter wollen mehr Rente: Heute klagt eine
ehemalige Krankenschwester (61), beim MfS im Rang eines Hauptmanns, vor dem
Landessozialgericht. Bundesweit gibt es 9000 Klagen.
Hintergrund ist die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 28. April
1999, dass Stasi-Leute nur so viel Rente bekommen dürfen, wie sich aus dem
DDR-Durchschnittseinkommen ergibt (vorher galten 70 %). Höhere Einkommen
dürften nicht auf die Rente angerechnet werden, weil sie aus politischen
Gründen gewährt worden seien. Das wollen die Betroffenen nicht hinnehmen:
Sie hätten nicht mehr verdient als andere "Werktätige". Sie argumentieren
mit Berechnungen des emeritierten Jenaer Professors für
Arbeitswissenschaften, Dr. Manfred Kaufmann (68).
Kaufmann: "Der Mehrverdienst lag zwar bei ungefähr 24 Prozent. Dieses Plus
kommt aber nur durch hohe Zulagen zustande, die ab Mitte der 80er Jahre für
Hauptamtliche gewährt wurden, die IMs führten. Außergewöhnlich hoch waren
auch Zulagen für lange Zugehörigkeit beim MfS. Streicht man diese Zulagen,
liegt der MfS-Durchschnittsverdienst knapp über dem DDR-Durchschnitt."
Insgesamt bemängelt Kaufmann, dass die Rentenbemessungsgrenzen für alle
DDR-Bürger so niedrig seien, dass gute Verdienste grundsätzlich keine
Wirkung auf die Rente haben.
Der Berliner Rechtsanwalt Benno Bleiberg, der die Krankenschwester vertritt:
"Das Landessozialgericht hat jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder weist es die
Klage ab, wenn es die Frau im Unrecht sieht. Meint es aber, dass sie Recht
hat, muss das Verfassungsgericht erneut entscheiden."
Bundespräsident Johannes Rau informierte sich am 27.3.01 über die
konkrete Beratungsarbeit des Bürgerbüros und die von Vertretern des Vereins
als unzureichend kritisierten Entschädigungen nach den derzeit geltenden
Rehabilitierungsgesetzen.
Er betonte, daß es weiterhin wichtig sei, an Leistungen und Leiden der in
der DDR politisch Verfolgten zu erinnern und dies auch gegenüber der
Regierung anzusprechen.
Der Bundespräsident nahm den in der Runde geäußerten Gedanken mit Interesse
auf, den 17. Juni als eines „Tages der Zivilcourage“ zu gedenken.
Bärbel Bohley - die Vorsitzende der 1996 von DDR-Bürgerrechtlern und
Politikern aller demokratischen Parteien gegründeten Hilfsorganisation für
die Opfer der SED-Diktatur - kritisierte das fehlende Gleichgewicht in der
Erinnerungskultur bezüglich der zwei deutschen Diktaturen. Die in der DDR
politisch Verfolgten erführen sich angesichts der unzureichenden
Entschädigungspraxis und ihrer nichtöffentlichen Wahrnehmung als Opfer
zweiter Klasse.
Als Vertreter des Bürgerbüros baten u.a. Ralf Hirsch, Konrad Weiß, Hildigund
Neubert und Günter Nooke den Bundespräsidenten, sich für den in den
Bundestag eingebrachten Gesetzentwurf einzusetzen, der eine monatliche
Ehrenpension für die Opfer der SED-Diktatur vorsieht. Dies sei angesichts
der bis Juli zu erwartenden Rentenerhöhung bzw. -nachzahlung in teils
sechsstelliger Höhe für DDR-Funktionäre eine unabdingbare Frage der
Gerechtigkeit und Würdigung des demokratischen Engagements der ehemals
Verfolgten. Weiterhin sollten die Antragsfristen für die Rehabilitierungen
über den 31.12.01 hinaus verlängert werden, da die täglich im Büro
eingehenden Anfragen deutlich werden lassen, daß ein größerer Kreis
Betroffener auf Grund mangelnder Information bisher keinen
Rehabilitierungsantrag gestellt habe.
Der Ausschuss für
Angelegenheiten der neuen Länder hat am Mittwochmittag anlässlich der
Beratung der Änderung des Anspruchs- und Anwartschafts- überführungsgesetzes
(14/5640) auch den Entwurf eines dritten SED-Unrechtsbereinigungsgesetzes
(14/3665), einen Antrag der Fraktion zur Hilfe für Verschleppte aus den
Gebieten jenseits von Oder und Neiße (14/3670) sowie einen Antrag der PDS
zur Rehabilitierung und Entschädigung für Opfer der politischen Verfolgung
in der DDR (14/2928) beraten.
Die CDU/CSU argumentierte, es bestehe nach einem Urteil des
Bundesverfassungsgerichts, wonach für ehemalige MFS-Mitarbeiter
Rentennachzahlungen erforderlich werden, Handlungsbedarf. Die Union hielt es
für nicht möglich, die Renten für ehemalige Offiziere des
Staatssicherheitsdienstes der DDR zu erhöhen, ohne dass gleichzeitig etwas
für die Opfer getan werde. Ihr Gesetzentwurf zielt daher darauf ab, diesen
eine Ehrenpension in Höhe von 1.000 DM monatlich zu gewähren. Von 600 auf
1.000 DM angehoben werden solle zudem die einmalige Kapitalentschädigung für
die politischen Häftlinge des SED-Regimes.
Wenn man es jetzt nicht schaffe, so die Union, würde es für längere Zeit
schwierig, das Thema aufzugreifen. Es könne zu einer Situation kommen, dass
die früheren Opfer der Privilegierten des "alten Systems" von diesen Hohn
ernteten. Die Sozialdemokraten bezeichneten es als "nicht glücklich", die
Nachzahlung der MFS-Renten zu einem Argument für eine Opferentschädigung zu
machen. Man könne dem Anliegen der Union nicht zustimmen, weil die Gefahr
einer Ungleichbehandlung zwischen verschiedenen Opfergruppen gegeben wäre.
Staatsminister Rolf Schwanitz (SPD) erinnerte daran, dass die
Koalitionsfraktionen mit dem zweiten SED-Unrechtsbereinigungsgesetz nach der
letzten Bundestagswahl ein richtiges Signal zu Gunsten der Opfer gesetzt
hätten. Eine Ehrenpension, wie von der Union gewünscht, hätte eine
"präjudizierende Wirkung", so Schwanitz. Es wäre mit einem Systemwechsel im
Wiedergutmachungsrecht, weg von der einmaligen Entschädigung als
Wiedergutmachung hin zu einer rentenähnlichen Besserstellung, verbunden. Die
finanziellen und verfassungsrechtlichen Konsequenzen wären völlig
unkalkulierbar.
Die F.D.P. erklärte, jetzt sei der Zeitpunkt, das Täter-Opfer-Verhältnis zu
klären, wobei die Frage, ob als Ehrenpension und in welcher Höhe,
zweitrangig sei. Die Liberalen befürworteten das Anliegen der Union. Der
Ausschuss hat über die vorliegenden Initiativen noch nicht abgestimmt.
In Mecklenburg-Vorpommern
drängen frühere Stasi-Mitarbeiter in die Kommunalpolitik - und die Bürger
beginnen, sich dagegen zu wehren
ROSTOCK, 6. April. Er könne "einfach die Angst nicht vergessen, die wir
schon beim Bier in der Kneipe vor den Spitzeln hatten", sagt Werner Preuß
aus Barth an der Ostsee. "Die Lunge haben sie mir kaputtgeschlagen",
schreibt der Frührentner Siegfried Runge aus Lübbersdorf an seine Zeitung.
"Es ist ein Skandal, daß diese Leute schon wieder an die Geldtöpfe und an
die Macht kommen", findet Kurt Pischke aus Bützow südlich von Rostock. Elf
Jahre nach der Wende geben im Nordosten "diese Leute", frühere
SED-Funktionäre und Stasi-Spitzel, immer häufiger ihre Zurückhaltung auf.
"Die alten Seilschaften drängen schon wieder in die erste Reihe", berichtet
der Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen in Mecklenburg-Vorpommern,
Jörn Mothes, über besorgniserregende Entwicklungen in den Kommunen.
Neuerdings aber wehren sich die Bürger dagegen, und wenn nicht alles
täuscht, dann werden es immer mehr.
"Ganz wie vor zwölf Jahren"
So hat jetzt der Hauptamtsleiter der Kleinstadt Warin im Landkreis
Nordwestmecklenburg, Jürgen Jastram, seinen Posten aufgeben müssen. Bis zum
Herbst 1989 war er als Inoffizieller Mitarbeiter, als "IM Thomas Linke", für
den Staatssicherheitsdienst der DDR tätig gewesen. Niemals habe er für die
Organisation gearbeitet, hieß es in einer Erklärung, die er nach der Wende
unterschrieb; am Ort jedoch wußte man es besser. Ein Wariner Zahnarzt hatte
in seiner Opferakte Berichte des Stasi-Zuträgers über sich und seine
Familie, über Besuche aus dem Westen und darüber, was hernach in seiner
Mülltonne zu finden gewesen sei, entdeckt. Erst nach ausdauerndem
öffentlichem Drängen hatte die örtliche Verwaltung eine Überprüfung bei der
Gauck-Behörde beantragt. Zunächst einmal bleibe der Hauptamtsleiter aber in
seiner Funktion, entschied die Stadt. Es gab heftige Proteste, Hunderte
Unterschriften wurden gesammelt. In Warin könne man sich auch wieder
Montagsdemonstrationen vorstellen, "ganz wie vor zwölf Jahren", drohten die
Bürger - woraufhin "Thomas Linke" sein Amt niederlegte.
In Bad Sülze wurde jüngst ein bekennender Stasi-Informant zum Bürgermeister
gewählt. Der Kandidat war als Parteiloser angetreten und hatte es
überraschend auf 53,1 Prozent der abgegebenen Stimmen gebracht. "Ich habe
mich im Wahlkampf allen Fragen der Bürger gestellt und meine Stasi-Mitarbeit
nicht verschwiegen", behilft sich der ehemalige Mitarbeiter des Ostberliner
Geheimdiensts, Wilfried Asmus, der zu DDR-Zeiten Leiter des Paß- und
Meldeamts in Rostock war. "Man kann doch nicht so tun, als ob alles nur halb
so schlimm gewesen sei, und schon wieder in solch entscheidende Ämter
drängen", antwortete ihm die Vorsitzende der Stadtvertretung und amtierende
Bürgermeisterin Doris Schmutzer. In der Gemeinde zwischen Rostock und
Stralsund wächst der Widerstand. Unterlagen der Gauck-Behörde wurden
angefordert. Nun ist von Neuwahlen die Rede.
Derzeit lassen sich das politische Geschehen und die öffentliche Stimmung in
der Region besonders gut an den Wurzeln des Gemeinwesens verfolgen:
Gegenwärtig finden im Nordosten Bürgermeister- und Landrätewahlen statt.
Drei Namen von Politikern werden immer wieder genannt, die über die Schatten
ihrer Vergangenheit springen wollen. Zunächst jener von Torsten Koplin (PDS)
alias "IM Martin", der bis kurz vor der Wende seinen Führungsoffizieren über
persönliche Beziehungen in seiner Umgebung berichtet hatte. Dann ist da
Erhard Bräunig (SPD). "Nie habe ich Verrat geübt, an keinem Menschen",
beteuert Bräunig, der ebenfalls mit dem Staatssicherheitsdienst
zusammengearbeitet hat, wie er zugibt. Christian Westphal (PDS), der Dritte
im Bunde, hat penibel die Kirchen im Bezirk Rostock für den
Arbeiter-und-Bauern-Staat überwacht. Von kleinen Fischen kann dabei kaum die
Rede sein: Koplin und Bräunig sind heute Landtagsabgeordnete in Schwerin,
und Westphal ist einer der engsten Vertrauten des stellvertretenden
Regierungschefs des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, Helmut Holter
(PDS).
Von kleinen Fischen kann nicht die Rede sein
Koplin bewirbt sich aussichtsreich um das Amt des Oberbürgermeisters in
Neubrandenburg, das Ende April neu vergeben wird. Der Kraftfahrzeugschlosser
hatte das Ministerium für Staatssicherheit unter anderem über Eigenheiten
und Vorlieben von Kameraden ins Bild gesetzt und über "antisozialistische
Umtriebe" auf Feiern und Jugendlagern unterrichtet. Der Verwaltungsfachmann
Bräunig war schon 1994 einmal wegen ihn belastender Stasi-Unterlagen vom Amt
des Landrats suspendiert worden. Inzwischen drängt er wieder auf den für
Entscheidungen in Westmecklenburg maßgeblichen Posten, über den im Mai
abgestimmt wird. Der persönliche Referent des Schweriner Arbeits- und
Bauministers Holter (PDS) und vormalige SED-Kader Westphal schließlich, ein
promovierter Marxist-Leninist, wird sich etwas gedulden müssen. Er war als
Jugend-, Kultur- und Schulsenator in Rostock, der größten Stadt des Landes,
vorgesehen. Unlängst jedoch zog die frühere Staatspartei ihren
Personalvorschlag zurück.
Westphals Rückzug hatte handfeste Gründe. Opfer traten öffentlich auf,
Proteste von Bürgern wurden laut. "Fassungslos mußte ich nach der Wende
feststellen, daß es keinen Besuch gab, der nicht notiert wurde, kein
größeres Geschenk meiner Mutter aus dem Westen, das nicht aktenkundig war.
Einzelheiten meines Privatlebens waren dort bekannt", äußerte der 63 Jahre
alte Pastor Arvid Schnauer, Rostocker Kulturpreisträger des Jahres 1996.
"Dort", das war Westphals Abteilung für Kirchenfragen beim SED-Rat des
Bezirks. Müsse er sich elf Jahre nach der deutschen Einigung noch bespitzelt
vorkommen, fragte der Geistliche der hansestädtischen Kirchengemeinde mit
dem schönen Namen Groß Klein. "Ich halte es für unvereinbar mit den
demokratischen Anforderungen an einen Senator der Hansestadt, daß er
teilgehabt hat an einem Unterdrückungs- und Machtapparat, der vor allem die
Kräfte ausschalten wollte, die sich um die Wahrung der Menschenwürde und das
Aufbrechen von ideologischen Machtstrukturen bemüht haben", sagte Schnauer -
eine Anspielung auf die damalige Rolle der evangelischen Kirche, die am
politischen Umsturz in Rostock großen Anteil gehabt hatte.
Dabei waren sich SPD und PDS "ganz sicher gewesen, daß sich die Sache
erledigt hat", wie es noch kürzlich bei den Schweriner Linksparteien hieß,
die 1998 Deutschlands erste rot-rote Regierung bildeten. Schon bei den
Koalitionsverhandlungen war verabredet worden, schnellstmöglich die
Stasi-Überprüfung abzuschaffen. 1999 unternahm das Kabinett erste Versuche
zur Suspendierung der Regelanfrage bei der Gauck-Behörde, und jüngst
startete der SPD-Landtagsabgeordnete und Innenausschuß-Vorsitzende Siegfried
Friese einen weiteren Vorstoß. Ein Beitrag zur Versöhnung sei zu leisten,
zur "Normalität" gelte es überzugehen an der Küste, die Stasi-Klausel im
Landesbeamtenrecht sei endlich zu tilgen, forderte der Parlamentarier und
Bürgermeister von Bad Kleinen in aller Öffentlichkeit. Seine Fraktion werde
einen Gesetzesantrag einbringen, sagte Friese - nicht zuletzt im Blick auf
bevorstehende Wahlentscheidungen und auf "möglicherweise problematische neue
Beamte" im Land. Denn im Nordosten werden Landräte und Bürgermeister
verbeamtet. Beamter jedoch darf nach dem Landesbeamtengesetz nicht werden,
"wer für das frühere Ministerium für Staatssicherheit (MfS) oder das Amt für
Nationale Sicherheit (AfNS) tätig war, und die aus diesem Grunde bestehenden
Zweifel an der Eignung nicht ausräumen kann", wie es Paragraph 8 Absatz 4
verlangt.
Gut 10 000 Bürger, "die in der roten Diktatur verfolgt, gequält und
inhaftiert worden sind", lebten nach wie vor in dem Landstrich an der
Ostsee, wehrte sich der Vorsitzende der Vereinigung politisch Verfolgter und
Widerständler der DDR-Diktatur in Mecklenburg-Vorpommern, Jürgen
Schmidt-Pohl. Es könne nicht sein, "daß die Täter von damals schon wieder
über das Wohl und Wehe ihrer Opfer entscheiden dürfen", entrüstete sich die
Opposition. Zu viele Mitglieder auch der SPD, so hatte sich gezeigt, haben
Verfolgung und Benachteiligung noch nicht vergessen. Man werde wohl noch
etwas warten müssen, erkannte die PDS, bis sich "die Sache" erledigt haben
wird. Auf die Gesetzesänderung wurde verzichtet. "Klargeworden ist, daß es
für eine Streichung der Stasi-Klausel noch keine Mehrheit gibt", bekannte
der Abgeordnete Friese und trat zurück in die Kulisse.
Zu viele haben die Verfolgung nicht vergessen
Verdrängung schaffe nicht Versöhnung, warnt jetzt die evangelische Kirche im
Land. ",Schwamm drüber' bringt nicht Gerechtigkeit", meldet sich die
katholische Kirche zu Wort. Mancher, der heute seine Opferakte anfordere und
eine Decknamen-Aufschlüsselung erhalte, erkenne spät noch, "wer ihn
verraten, ihm die Zukunft genommen und das Leben verdorben hat", berichtet
der Stellvertreter des mecklenburg-vorpommerschen Landesbeauftragten für die
Stasi-Unterlagen, Jochen Schmidt. "Hätte mir das kurz nach der Wende einer
erzählt, dann hätte ich ihn ungläubig ausgelacht", schilderte ihm zuletzt
ein Betroffener seine Entdeckung: Der Peiniger ist nun Bürgermeister im
Nachbarort.
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.04.2001, Nr. 83 / Seite 4, von Dieter
Wenz)
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