1945/46 |
Nach Kriegsende erfolgte die Ausübung von Überwachungsaufgaben durch die sowjetischen Sicherheitsorgane. Dem schloß sich die Reorganisation der Polizei unter
Anleitung und Kontrolle sowjetischer Berater an. Folge waren die Gründung der Deutsche Volkspolizei (DVP) mit den Kommissariaten 5 (K5) der Kriminalpolizei als Vorläufer der Staatssicherheit.
Deren Hauptaufgaben bildeten die Bekämpfung des Widerstandes gegen die neuentstehende Diktatur, Aufklärung von Sabotageakten und untergeordnet das Aufspüren von NS-Verbrechern. |
1946 |
Bildung der Deutschen Verwaltung des Innern (DVdI) mit dem in der SU ausgebildeten Erich Mielke als Vizepräsident. |
1948 |
Nach internen Beratungen der SED-Führung (u. a. Pieck, Ulbricht) über die Bildung eines Sicherheitsapparates, erfolgt innerhalb der DVdI die Bildung eines
Ausschusses zum Schutze des Volkseigentums als weiteren Vorläufer der Stasi, dessen Leiter ist Erich Mielke. |
1949 |
Nach der Gründung der DDR am 7. Oktober, setzt sich die Verschärfung des „Kalten Krieges" fort. Es folgt die Umwandlung des o. g. Ausschusses in die
Hauptverwaltung zum Schutze der Volkswirtschaft innerhalb des Ministerium des Innern (MdI). Mielke mahnt zur Notwendigkeit der verstärkten Bekämpfung des „äußeren (Klassen-) Feindes". |
1950 |
Am 8. Februar wird das Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) geschaffen. Das zugrunde liegende Gesetz enthält keine Grundlagen für die Arbeit des MfS. Erster
Minister wird Wilhelm Zaisser, ein Absolvent der sowjetischen Kaderschmiede und erster Innenminister Sachsens. Erich Mielke fungiert als Staatssekretär. |
1951 |
Der Vorläufer der HV A, das Institut für wirtschaftswissenschaftliche Forschung (IWF) -verantwortlich für Auslandsspionage- wird gegründet. Ab September wird
die Hauptverwaltung A (HV A) offiziell als Auslandsnachrichtendienst ins MfS integriert. Leiter ist Markus Wolf. |
1953 |
Am 17. Juni erfolgt die Entlassung Zaissers und dessen Ausschluß aus der SED (Zaisser-Herrnstadt-Affäre). Folge ist die Degradierung des MfS zum
Staatssekretariat im Innenministerium. Minister ist Willi Stoph, Staatssekretär ist Ernst Wollweber und stellv. Staatssekretär ist Erich Mielke. |
1955 |
Das Staatssekretariat für Staatssicherheit wird erneut in ein Ministerium umgewandelt. Minister ist Erich Wollweber und Staatssekretär ist Erich Mielke Das
erste Statut des MfS entsteht. |
1957 |
Wegen angeblicher Mitgliedschaft Wollwebers in einer "Oppositionsgruppe" (Schirdewan-Wollweber) u.a., erfolgt dessen Absetzung. Erich Mielke wird Minister für
Staatssicherheit. |
1961 |
Der Bau der Mauer am 13. August. Das MfS versteht sich entsprechend dem sowjetischen Vorbild als „Schild und Schwert der Partei" (=SED). |
1968 |
Aufgrund außenpolitischer Geschehnisse („Prager Frühling") ereignen sich Strukturveränderungen innerhalb des MfS verbunden mit einem deutliches Anwachsen der
Mitarbeiterzahlen. |
1971 |
Walter Ulbricht wird als Partei- und Staatschef mit Unterstützung der UdSSR und Mielke entmachtet. Erich Mielke steigt zum Kandidaten des Politbüros der SED auf
(ab 1976 "Vollmitglied"). |
1973 |
Das MfS erhält nach dem Grundlagenvertrag zwischen DDR und BRD neue Arbeitsgebiete, so zum Beispiel die Überwachung der Transitstrecken. Neuer Schwerpunkt der
Sicherheitsdoktrin bildet die flächendeckende Überwachung der Bevölkerung unter dem Motto "Wer ist wer?". Folge ist der Ausbau des IM-Netzes (Inoffizielle Mitarbeiter). |
1975 |
Mit der Unterzeichnung der KSZE-Schlußakte verpflichtete sich die DDR, ihren Einwohnern politische Grundrechte zu gewähren. Dies bedeutete eine Ausweitung des
Aufgabenfeldes für das MfS. Im Inland erstarkt die Opposition gegen die Parteidiktatur (Umwelt-, Friedens- und Menschenrechtsgruppen, unter dem Dach der Kirche). Folge ist die verstärkte
„vorbeugende Überwachung" durch das MfS. |
1985 |
Gorbatschow wird neuer Generalsekretär der KPdSU und propagiert „Glasnost" und „Perestroika". Dadurch erhalten oppositionelle Kräfte in der DDR und in allen
anderen Ostblockstaaten neuen Auftrieb. Die SED-Spitze und die Stasi versuchen, die Zügel zu straffen. |
1989 |
Es setzt eine Massenfluchtbewegung von Ostdeutschen über Ungarn und die CSSR in die Bundesrepublik ein. |
Oktober |
Während des 40. Jahrestages der DDR ereignen sich auf dem gesamten Gebiet der DDR Demonstrationen, die vom MfS und der Volkspolizei unter massiven Übergriffen
beendet werden. |
9. November |
Die Mauer fällt. |
Dezember |
Das Politbüro der DDR tritt zurück. Der neue Ministerpräsident Modrow benennt das MfS in Amt AfNS um. Leiter wird Mielkes ehemaliger Stellvertreter Schwanitz.
Die Bevölkerung fordert die Auflösung des Amtes und besetzte Stellen der Stasi in den Bezirken. |
1990 |
Am 15. Januar wird die Zentrale des MfS/AfNS in der Berliner Normannenstrassse besetzt. In der Folge wird das MfS/AfNS von staatlichen sowie Bürgerkomittes
aufgelöst. Die von der Modrow-Regierung geplante Schaffung eines Verfassungsschutzes und eines Nachrichtendienstes, wird von der Bevölkerung und dem "Runden Tisch" abgelehnt |
Februar |
Die Gründung eines staatlichen Komitees zur Auflösung des AfNS/MfS wird vollzogen. |
18. März |
Die ersten freien Volkskammerwahlen finden statt. Es wird die Forderung nach Überprüfung der neugewählten Parlamentarier auf inoffizielle Stasi-Mitarbeit
erhoben. |
April |
Als neuer Regierungschef veranlasst Lothar de Maiziere die Entlassung der hauptamtlichen Stasi-Mitarbeiter, wobei großzügige Übergangsgelder gezahlt werden.
Volkskammerabgeordnete erklären sind bereit sich auf IM-Tätigkeit überprüfen zulassen. Die Ergebnisse der Untersuchung werden nicht veröffentlicht. |
Mai |
Der neue Innenminister Diestel bezieht erst nach Protesten in allen Bezirken die Bürgerkomitees in die Stasi-Auflösung ein. Forderungen nach seinem Rücktritt
werden erhoben, als er Markus Wolf eine Beraterrolle anbietet. |
Juni |
Die Tageszeitung (taz) veröffentlicht Adressen von ehemaligen konspirativen Wohnungen der Stasi. Die Ermittlungsverfahren gegen Mielke wegen Unterstützung
terroristischer Vereinigungen werden eingeleitet. |
Juli |
Der Volkskammerausschuß zur Überprüfung der Abgeordneten protestiert gegen die geplante weitere Aktenvernichtung. Der Innenminister Diestel verwehrt aus
„Datenschutzgründen" die Einsicht in personengebundene Akten, während der Ausschußvorsitzende Joachim Gauck auf die große Zahl von OibE (Stasi-Offiziere im besonderen Einsatz) in
Schlüsselpositionen verweist. |
August |
Die Volkskammer beschließt, daß die Stasi-Akten im DDR-Innenministerium verbleiben. Es sollen ehemalige Mitarbeiter des MfS aus Leitungspositionen und dem
Öffentlichen Dienst entfernt. |
September |
Das zentrale MfS-Archiv in der Normannenstrasse wird besetzt. Bürgerrechtler treten in einen Hungerstreik, um ihren Forderungen nach Akteneinsicht Nachdruck zu
verleihen. De Maiziere will jedoch eine persönliche Akteneinsicht nicht zulassen. Später wird Joachim Gauck zum Sonderbeauftragten für die Stasi-Unterlagen ernannt. |
3. Oktober |
Die DDR tritt der Bundesrepublik Deurtschland bei. Die Bundesregierung beauftragt die Treuhandanstalt mit der finanziellen Abwicklung des Stasi-Vermögens. Die
mit der Auflösung der Stasi befassten Institutionen stellen ihre Tätigkeit ein.
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