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Film
Je mehr Menschen mit Zivilcourage ein Land hat, desto weniger Helden wird es einmal brauchen.
Anna Magnani
Wie Feuer und Flamme
“Eine schöne Romeo- und Julia-Lovestory und gleichzeitig ein spannendes deutsch-deutsches Politdrama über den Kampf einer Gruppe
Jugendlicher mit
der allmächtigen Stasi ist der bewegende Film aus der Feder von Nadja Brunckhorst geworden. Mit etlichen Punk-Songs gespickt, sollte die Geschichte ein jugendliches Publikum begeistern.”
(Blickpunkt Film 20-21/01)
Bellevue Gruppe
Wir stellten fest, daß das politische Unrecht aus der Zeit der DDR-Diktatur sich noch immer fortsetzt und kein gerechtes
Ende gefunden hat. Von den etablierten Opferorganisationen, von Kirchen und Politikern fühlen wir uns nicht wirksam vertreten. Die gültigen SED-Unrechts- bereinigungsgesetze erreichen ihr Ziel
nicht. Sie erfüllen Artikel I/1 bis 3 des Grundgesetzes und
die Forderung des Einigungsvertrages Kapitel V, Artikel 17, nicht
mit Leben.
Jeder Tag, der ins Land geht, verlängert und vergrößert die Ungerechtigkeit!
Wie lange noch?
Wer behördliche Rehabilitierungs- Bescheinigungen im Alltag vorzeigt, sich davon
wiedergutmachende Förderung verspricht, wird von den Einflußreichen abgelehnt und gemieden. Die Papiere sind der peinliche Spiegel, von dem sich die Mehrheit der Mitläufer mal hilflos, mal
aggressiv, doch sehr oft entschieden abwendet.
Zivilcourage, gelebte Gewissensfreiheit auf der Grundlage geltender Gesetze bewirken Aussperrung - eine Form besonders "sauberer" Gewalt - bis an den Rand der Gesellschaft hin in Richtung
Sozialamt.
Die Vergangenheit lässt uns nicht los; Klaus-Dieter Müller, Annegret Stephan
Haftbedingungen politischer Gefangener in der SBZ/ DDR und deren
gesundheitliche Folgen. BERLIN VERLAG Arno Spitz GmbH
(beziehbar über die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen- Anhalt)
Dieses Buch reiht sich ein in die Bemühungen, die geschichtliche Wirklichkeit der politischen Verfolgung in den Gefängnissen der SBZ/ DDR und die damit verbundenen Lebensschicksale darzustellen
und so im Bewußtsein zu halten. Die deutsche Gesellschaft nach der Wiedervereinigung braucht - bei allen Problemen des gegenwärtigen Lebens - diese Auseinandersetzung mit der zweiten Diktatur
dieses Jahrhunderts in Deutschland: denn wie sonst kann der Wiederholung vergleichbarer geschichtlicher Fehler vorgebeugt werden?
Die Erfahrungen in der alten Bundesrepublik mit der politischen Verdrängung der Nazidiktatur und die daraus resultierenden Folgen müssen uns eine Lehre bleiben. Zur Verpflichtung, aus der jüngsten
deutschen Geschichte Lehren zu ziehen, gehört zuallererst die Erinnerung und das Gedenken an die Opfer der politischen Verfolgung in der SBZ/ DDR, die in den Zuchthäusern und Gefängnissen
Ulbrichts und Honeckers ihr Leben verloren oder ihre Freiheit und Gesundheit eingebüßt haben. Ihre Rechte und Lebenschancen wurden dem Machtanspruch der SED geopfert. Insofern kann aus diesem Buch
nur die Forderung abgeleitet werden, daß das Schicksal der politischen Verfolgten nicht vergessen werden darf und daß die Gerechtigkeit gebietet, für die Opfer die bislang unzureichenden
Leistungen dem Verfolgungsschicksal und dessen Auswirkungen angemessen zu verbessern.
Leseprobe:
Opfer werden gemieden
Viele der Opfer, die wir gesehen haben, werden gemieden, an den Rand geschoben und ins Abseits gedrängt. Sagen wir es einmal deutlich: Man will mit ihnen nichts zu tun haben. Der amerikanische
Psychiater William G. Niederland versuchte dies im Zusammenhang mit NS- Opfern zu erklären, indem er Dantes Situation schilderte. Dieser war, nachdem er die Hölle detailliert in der "Göttlichen
Komödie" beschrieben hatte, von den Menschen auf den Straßen von Verona gemieden worden. Passanten sagten, wenn er vorüberging, gegenseitig erschaudernd: "Eccovi l´uomo ch´e stato all´ Inferno" -
"das ist der Mensch der in der Hölle war".
Es ist wohl aus diesem Grunde, daß sich so viele von ihnen wegwenden, darunter jene sogenannten Sachverständigen, die durch die Verneinung ihrer als nicht verfolgungsbedingt erklärten
Leidenszustände auch das Dasein der Opfer all´ Inferno verleugnen glauben zu müssen, also damit letzlich das grausige Geschehen selbst als ungeschehen erklären wollen.
Auf einer Kreuzung von zwei Mächten, auch wenn die kleinere Straße in eine größere mündet, schliessen sich häufig die Machtvollsten zusammen und singen das neue gemeinsame Lied, wobei der Text
immer gleich lautet:
"Wir gehen voran, wir gehen voran . . ."
und so weiter und so weiter, aber auch immer so weiter.
Seit Siegmund Freud wissen wir, daß Erinnern ein Schritt ist, der uns wirklich weiterbringt. Das schamhafte Erinnern, das in Deutschland durch die 68er Bewegung begonnen hatte, führte zu einem die
Demokratie fördernden Prozeß, der noch andauert. Heute, nach dem Zusammenbruch der zweiten Diktatur in Deutschland in diesem Jahrhundert, sollen wir gezwungen werden, das, was wir hinterlassen
haben an seelisch- kryptischer Verletzung "zu vergessen".
Aber das Nichterinnern führt zur Unlebendigkeit und zur Starrheit in uns selbst.
Und die Täternichtschuld wird zur Triebfeder unsers Handelns. Wobei das Unterdrücken der eigenen Verwobenheit der unbewußte Misthaufen ist, worauf die gesamte neue Demokratie ihre Fahne steckt.
Gnadenlosigkeit ist die Folge.
Die Beschäftigung mit den Opfern ist stets auch eine Auseinandersetzung mit unserer eigenen Hilflosigkeit, die wir meiden, da immerwährende Stärke unser tägliches Thema ist, die von uns gefordert
wird, so daß wir sie selbst von uns fordern.
Im Gegensatz dazu weist die Beschäftigung mit den Tätern immer auf unsere eigene Täterschaft, was Kraft, Durchsetzungsvermögen und ewiger Sieg bedeutet und uns deshalb leichter fällt.
Was wir dadurch aber opfern, sind die Opfer.
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