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Medienberichte
Thüringische
Landeszeitung 06.04.2001, Bad Berka. (tlz/mar)
Experten schätzen die Zahl jugendlicher IM in den 80er Jahren auf
etwa 17 000. Mehrere Tausend von ihnen waren minderjährig. Wie wurde
ein Jugendlicher zum IM? Auch dieses Kapitel beleuchten die
Unterrichtsmaterialien des Thüringer Instituts für
Lehrerfortbildung.
Den Schülern, die sich mit dem Thema beschäftigen, wird die
Geschichte von Torsten erzählt. Torsten war Mitte der 80-er Jahre 17
Jahre alt und Schüler einer Erfurter Erweiterten Oberschule. Im Zuge
einer Fahndungsaktion wurden mehrere Jugendliche vom Ministerium für
Staatssicherheit befragt, darunter auch Torsten. Auch als die
Fahndungsaktion abgeschlossen war, behielt die Stasi Torsten im Auge.
Warum, das steht in den Stasi-Unterlagen: "Als Schüler der EOS
unterhält er umfangreiche Kontakte zu operativ-interessanten
jugendlichen Personen, darunter zu politisch-indifferenten bzw.
politisch-negativen Kräften", so heißt es dort.
Torsten war jetzt im Visier der Staatssicherheit. Und die ließ ihn
nicht mehr los. Er wurde immer wieder zu geheimen Gesprächen in ein Büro
der Stasi auf der Erfurter IGA bestellt. Im Verlauf dieser Gespräche
musste er über seine Mitschüler berichten, über ihre Studienwünsche,
über ihre Hobbys, über das, was ihre Eltern machten.
Kurz vor seinem 18. Geburtstag erfolgte dann das Werbungsgespräch.
Torsten unterschrieb die Verpflichtungserklärung und wählte den
Decknamen Maximilian.
Die Aufgaben, die die Stasi Torsten abverlangte, blieben die gleichen
wie vor seiner offiziellen Verpflichtung. Torsten sollte weiter über
seine Mitschüler berichten. Aus den Stasi-Akten ergibt sich, dass
Torsten zwar ausschließlich positiv über seine Mitschüler berichtet
hat. Vermutlich wollte er ihnen nicht schaden. Aber unbewusst hat er
ihnen möglicherweise auch mit diesen positiven Berichten Schaden
zugefügt.
So wurde die Stasi durch Torstens positiven Bericht auf seinen Mitschüler
Michael aufmerksam. Die Stasi plante, ihn darauf zu prüfen, ob er später
nicht einmal hauptamtlicher Mitarbeiter in Mielkes Imperium werden könnte.
Falls Michael das nicht wollte, konnte er unverschuldet in
Schwierigkeiten kommen, beispielsweise durch die Verweigerung eines
Studienplatzes. Für erledigte Aufträge erhielt Torsten hin und
wieder Geld oder Geschenke wie Schokolade oder Weinbrand.
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