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Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes
der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik - Marianne
Birthler*
Marianne
Birthler gehörte zu den Protagonistinnen der Wendezeit.
Am 04.11.1989 war sie an der Großkundgebung (ca. 500 000
Demonstranten) der Bürgerbewegungen auf dem Berliner Alexanderplatz
beteiligt. Ihre damalige Rede im Wortlaut:
"Wir sind hier, weil wir Hoffnung haben. Auf diesem Platz ist
hunderttausendfache Hoffnung versammelt. Hoffnung, Phantasie,
Frechheit und Humor. Diese Hoffnung, die seit ein paar Wochen endlich
in der DDR wächst, sollte, bevor sie so groß wurde wie heute, am
Abend des 7. Oktober und in den Tagen und Nächten danach niedergeknüppelt
werden. Ich arbeite in der Berliner Kontakt-Telefon-Gruppe mit. Wir
haben über zweihundert Berichte gelesen, in denen davon die Rede ist,
wie Menschen gejagt, geschlagen, gedemütigt und verurteilt wurden.
Alle, die diese Berichte kennen, haben begriffen, hier handelte es
sich nicht um Übergriffe einzelner, nicht nur um kleine Büttel, die
künstlich in Streß versetzt wurden, drauflos knüppelten und
grinsend Menschen befahlen, sich auszuziehen und Kniebeugen zu machen.
Nein, das Unrecht ist auf auf Befehl geschehen. Es ist geplant,
vorbereitet und befohlen worden. Es geschah auf einen Schlag, auf den
Straßen, in Rummelsburg, in Blankenburg, in den Garagen und auf den Höfen
der Polizeireviere, in den Kasernen der Bereitschaftspolizei, in
Berlin ebenso wie in anderen Städten der DDR. Wer sich von den
Polizisten solidarisch verhielt, mußte dies heimlich tun. Wer sich
weigerte, mußte mit Strafe rechnen.
Bis heute ist nicht beantwortet: Wer hat die Befehle gegeben, wer
hatte die politische Verantwortung, wer hat befohlen, daß Polizisten
aufgehetzt wurden und Angst vor der Bevölkerung hatten. Wer hat ihnen
gesagt, daß man sie auf dem Alexanderplatz aufhängen würde. Der vom
Berliner Magistrat gestern Vormittag auf öffentlichen Druck hin
eingesetzte Untersuchungsausschuß befriedigt noch nicht, weder in
Hinblick auf seine Zusammensetzung noch auf seine Zielsetzung.
Offenbar wurde in einer eiligen Aktion versucht, der Entstehung einer
wirklich unabhängigen Untersuchungskommission zuvorzukommen, die
gestern nachmittag gebildet wurde"
*Foto:
Andreas Schölzel
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